Finswimming? Was ist das?
Hinter diesen Namen verbirgt sich eine dynamische, kraftvolle und ästhetische Sportart, die die schnellste Fortbewegungsart des Menschen im Wasser nur unter Ausnutzung der eigenen Muskelkraft und anderer physiologischer Fähigkeiten darstellt.
Flossenschwimmer erreichen spektakuläre Geschwindigkeiten von weit über 3 m/s auf den Sprintdisziplinen (50m). Angelehnt an die Schwimmweise der Delphine schwimmt man mit einer einzigen Flosse für beide Füße. Diese sogenannte Monoflosse hat eine ca. 12-15 mal größere Vortriebsfläche als man es vom normalen klassischen Sportschwimmen kennt.
Einige Superlative verdeutlichen, warum das FS nicht als eine trendige Massensportart boomt, sondern eher zu den attraktiven Extremsportarten zu zählen ist (und gerade auch darum wesentlich mehr öffentliche Anerkennung verdient):
- der insgesamt sehr hohe Kraftaufwand des Rumpfes und der Beine, der nötig ist, die große Vortriebsfläche der Monoflosse dynamisch, rhythmisch und schnellkräftig zu bewegen, um o.g. rasante Geschwindigkeiten auf und unter Wasser zu realisieren
- das hohe koordinative Vermögen für die Erlernung der richtigen Technik der Delphinbewegung als Ganzkörperbewegung unter Benutzung eines 48 cm langen Wettkampf – Mittelschnorchel oder von Drucklufttauchgeräten für die Atmung unter Wasser, bei gleichzeitiger sehr hoher körperlicher Anstrengung
- die notwendige Kraft und Flexibilität in Rumpf, Schultern und Armen für die Einhaltung eines hydrodynamisch günstigsten Arm- und Körperverhaltens
- die hohen Anteile an Apnoebelastungen (angehaltener Atem) im Training und Wettkampf unter höchster muskulöser Belastung und der damit verbundenen psychologischen Anstrengungsbereitschaft
Historie
Der militärischen konditionellen Ausbildung von Kampftauchern entsprungen, hat sich dieser interessante Sport Ende der 1960iger Jahre einen eigenen internationalen Wettkampfweg gesucht.
Vorerst mit verlängerten Stereoflossen, wie sie die Kampfschwimmer zum Erreichen höherer Schwimmgeschwindigkeiten auch verwenden, wurden erste Europameisterschaften in dieser Zeit ausgerichtet. Doch bereits auf der Europameisterschaft 1972 waren erste Medaillengewinner mit den 1969 in der damaligen Sowjetunion entwickelten Monoflossen am Start. Damit kam es auch rasch zur Ablösung der Kraulschwimmtechnik durch die wesentlich schnellere und ästhetische Delphinbewegung mit der Monoflosse.
Wettkampf
Im Wettkampf werden zwei grundlegende Disziplinen unterschieden:
Unter Wasser im Apnoeverhalten werden 50m als die schnellste Disziplin zurückgelegt. Hier liegt der Weltrekord der Männer bei 0:14,51 min (Vergleich Weltrekord 50m-Kraul, Männer, Schwimmen: 0:21,64 min). Der Zeitunterschied von mehr als 7 Sekunden bedeutet einen Vorsprung des FS bei der gegebenen Geschwindigkeit von ungefähr 21m auf der 50m-Strecke !
Die 100m, 400m und 800m Streckentauchen werden mit möglichst kleinen und leichten Preßluftflaschen in vor dem Körper überstreckter Armhaltung absolviert. Diese Disziplinen verlangen ein hohes koordinatives Vermögen im Umgang mit den Drucklufttauchgeräten und der Monoflosse, vor allem am Start und der Wende.
An der Wasseroberfläche schwimmen die „Flossis“ mit dem Mittelschnorchel die auch von den klassischen Schwimmern bekannten Wettkampfstrecken von 50m bis 1500m. Hier stellen die kurzen Distanzen und die 4x100m – Staffel immer einen Garanten für sehenswerte Wettstreite um die Medaillen dar.
Aber auch einen „Marathon“ gibt es im Fin Swimming. Im Freigewässer werden 20Km als die längste Disziplin mit 3,5 – 4 Stunden Wettkampfdauer absolviert. Hier hat Deutschland 2001 den Weltmeistertitel bei den Herren gewonnen.
Es haben sich sehr viele verschiedene Wege entwickelt, international erfolgreiche Sportler zu formen. Die deutschen „Speedswimmer“ sind im Verband Deutscher Sporttaucher integriert und haben immer noch einen echten Amateurstatus, wohingegen Nationen wie Russland, Ukraine, China, Griechenland und Italien schon seit einigen Jahren ihre Flossenschwimmer ganz oder teilweise profimäßig im Training, Ausbildung und Beruf unterstützen. Um so mehr sind die Leistungen der international sehr erfolgreichen deutschen Athleten/Innen einzuschätzen, die weitestgehend ohne finanziellen Anreiz neben ihrer beruflichen Ausbildung, dem Studium oder dem Job einen sehr hohen zeitlichen Aufwand haben, um diese anspruchsvolle und reizvolle Sportart zu betreiben.
Gab es noch bis in die frühen 1990iger Jahre hinein ein sehr einseitig ausgerichtetes Medaillenbild bei Welt- und Europameisterschaften wo die Sowjetunion und die Chinesen weitestgehend unschlagbar erschienen, hat sich dieses Bild seit Mitte der 90iger wesentlich „bunter“ entwickelt. Europäische Nationen wie Ungarn, Griechenland, Polen, Italien, Frankreich und vor allem auch Deutschland bestimmen neben den „neuen“ osteuropäischen Nationen wie Russland und der Ukraine den Medaillenspiegel maßgeblich mit. Aber auch auf anderen Kontinenten dieser Erde hat sich die Attraktivität des FS herumgesprochen. Nationen wie Kolumbien, Argentinien, Korea, Japan, USA, Neuseeland u.a. greifen zunehmend mehr ins internationale Wettkampfgeschehen erfolgreich ein.
Ausblick
Jedes Jahr aufs Neue hoffen tausende Flossenschwimmerherzen auf eine positive Entscheidung des IOC’s, daß ihre Sportart endlich im Programm der olympischen Spiele aufgenommen wird. Sah es doch bereits 1986 so gut aus! Finswimming (also Fin Swimming) wurde durch das IOC als olympische Disziplin anerkannt und sollte vorerst als Vorführsportart ins olympische Programm. Dies scheiterte jedoch letztlich nicht nur an dem geringen Bekanntheitsgrad dieser Sportart.
Bleibt die Aussicht, daß die Flossenschwimmer mit ihrer typisch spritzigen und überraschend schnellen Art und Weise mit vielleicht neuer Bezeichnung als „Speedswimming“ aus den Tiefen der Unbekanntheit auftauchen und damit das Wettkampfprogramm vieler Sportveranstaltungen bereichern.
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